Rosen und andere Assoziationen 8.3.2022
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Rosen und andere Assoziationen 8.3.2022

Meine Assoziation zum Weltfrauentag? Rote Rosen.

Den Weltfrauentag gibt es seit 1911. Ich bemerkte diesen tatsächlich erst, seit Menschen aus der Gewerkschaft durch die Büroräume gingen und Rosen an alle Frauen verteilten. Rosen, die im März (und auch im Februar –> Valentinstag!) verteilt oder verschenkt werden, kommen größtenteils aus Kenia oder Äthiopien.
Ich persönlich habe mich nie über eine verteilte Rose gefreut, sondern fand das schon immer überflüssig. Außerdem waren die verteilten Rosen nie sonderlich schön. Bei verschenkten Rosen ist das etwas anderes. Über die freue ich mich – auch außerhalb der Rosen-Saison. Wer weiß denn schon wann welche Blume Saison hat?
Aber mal ehrlich: Die Tatsache, dass Rosen im Winter aus dem globalen Süden kommen, assoziiert bei niemandem Bilder in denen Arbeiter:innen über eine bunte Blumenwiese laufen. Rosen aus Äthiopien assoziieren die Begriffe „Pestizide“ und „unfaire Arbeitsbedingungen“. Das Herkunftsland und die Herstellungsbedingungen sind Tatsachen, die wir geübt haben, im Alltag gut zu verdrängen. In meinem Fall vor allem bei geschenkten Rosen.

Es wird nur leider auch „vor Ort“ nicht so viel besser. Lt. RND sind 95% der Beschäftigten in der Floristik Frauen. Eine der Berufsgruppen mit einem Einkommen von weniger als 2.000 € monatlich. Ob die Rückstände der Pestizide für Blumenverkaufende ein weiteres Problem darstellen, ist unsicher. Ein Mann mit einer Rose zwischen den Zähnen sollte daher in jeglicher Hinsicht eher Ängste als Liebesgefühle auslösen.

Die Rose zum Weltfrauentag geht auf eine Forderung der Arbeiterinnen 1911 zurück, die lautete „We want bread and roses, too“. Der Slogan wurde von James Oppenheim in das Gedicht „Bread and Roses“ aufgenommen. Es wurde sogar als Lied bekannt und gehörte über Jahrzehnte zur internationalen Frauenbewegung.
„Brot“ stand für die Forderung nach gerechtem Lohn. „Rosen“ für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und als Symbol der Anerkennung. Sie sollten die finanziellen Forderungen zum Ernähren des Körpers mit dem Bedürfnis des Nährens der Herzen ergänzen. Damals scheint also niemand unfaire Arbeitsbedingungen mit Rosen assoziiert zu haben. Seltsam finde ich, dass sich das Verteilen von Rosen über die Jahre als Geste etabliert hat und nicht das Verteilen von Brot. Vielleicht ein Zeichen von falscher Männlichkeit.
Darüber zu urteilen ist allerdings nicht ganz fair, denn für mich hat es heute einige Stunden Recherchen zum Weltfrauentag benötigt, um stolz auf all die Frauen zu sein, die in den sozialen Medien Posts mit Ihrer Meinung und Sicht zu diesem Tag verbreiten. Es ist manchmal nicht so einfach die sozialen Netzwerke als Möglichkeit zum Netzwerken zu sehen und nicht als Werkzeug zur Selbstdarstellung.
Obwohl jährlich ein neues Motto zum Weltfrauentag kommuniziert wird, gibt es heute immer noch Forderungen, die selbst nach über 100 Jahren noch relevant sind:
1909 streikten 20.000 Hemdblusen-Näherinnen in Manhattan und Philadelphia. Nach 2-monatigem Streik wurde ihren Forderungen nachgegeben. Das entkräftete zwar die damaligen Vorurteile, dass Frauen sich nicht organisieren können und keinen längeren Kampf durchstehen. Es führte leider aber – auch über 100 Jahre später – noch nicht zu fairen Arbeitsbedingungen für Näherinnen weltweit.

Um für mehr „Bread“ zu sorgen, muss sich unter anderem unser Konsum-Verhalten verändern. Wenn wir mal ehrlich sind: Das von Männern und von Frauen.
Auch „Roses“ können von Männern und Frauen verteilt werden. Frauen fordern heute, am 8.3. Rechte ein und machen Missstände sichtbar. Vor allem in sozialen Netzwerken. Dies zu unterstützen und sichtbar zu machen ist nicht nur unter Betrachtung der Pestizide eine bessere Form der Anerkennung.

Wem dennoch die Möglichkeiten und Ideen zum Ausdruck von Anerkennung fehlen, findet hier einen guten Überblick über Rosen-Alternativen im Winter:

https://bellevue.nzz.ch/design-wohnen/nachhaltigkeit-so-kaufen-sie-blumen-sinnvoll-ein-ld.1606903

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